Sonntag, 8. Mai 2011

John wusste genau, Josephine wollte schon immer ihr eigenes kleines Sommerhäuschen am Meer haben, jetzt wo sie so krank war hatte er sich fest vorgenommen es zu bauen. Eigenhändig, dauere es so lange es wolle, er wollte ihr zeigen was sie für ihn war und wie sehr er sie liebte. Im Frühjahr begann er mit den Plänen für das Häuschen, er war sich so sicher es alleine zu schaffen. Tag und Nacht arbeitete er daran, wenn er nicht grade bei Josephine im Krankenhaus war. Sie fragte ihn oft wo er denn dauernd sei, weil ihm wenig Zeit für alles andere blieb, aber er verriet nie etwas sondern strich dann nur liebevoll über ihre Wange und genoss das Funkeln in ihren Augen. Die Wochen vergingen wie im Flug und schon bald war das Häuschen so gut wie fertig, es fehlte nur noch der letzte Schliff. Es sollte weiß sein und die Fensterläden Schweden-Rot. Er war sich sicher, so würde Josephine es gefallen. Der Sommer brach herein und das Häuschen am Meer war fertig. Es war sehr warm aber es wehte dennoch sehr viel angenehmer Wind. John fuhr ins Krankenhaus und bat den Arzt Josephine für einen harmlosen Tagesausflug ans Meer mitnehmen zu dürfen, er habe eine Überraschung für sie. Der Arzt, Dr. Shannon erlaubte es. "Auf ihre Verantwortung John", sagte er mit einem Schmunzeln und legte seine Hand auf John's Schulter. John rannte förmlich vor Freude zu Josephines Zimmer. Er vergaß sogar zu klopfen und stürmte einfach ins Zimmer. "John!", rief Josephine erfreut, "Da bist du ja endlich!", sie strahlte über ihr ganzes Gesicht. "Liebling, wir dürfen einen Tagesausflug ans Meer machen, dein Arzt hat es erlaubt, ich habe eine Überraschung für dich". Sein Brustkorb erhob sich in schnellem Takt weil er so schnell das Treppenhaus hoch gerannt war. Er sah sie an und wartete auf eine Reaktion. "Oh John, das klingt wunderbar, los hilf mir kurz ins Bad, ich mach mich rasch frisch!". Er hatte sie lange nicht mehr so glücklich gesehen seit sie krank war. Nach einer Autofahrt von 10 Minuten waren sie da. Josephine fiel schon von weitem auf, dass auf dem Grundstück am Meer, dass ihrem Vater einst gehört hatte, ein Häuschen stand. Fragend sah sie John an. "Komm mit", sagte dieser und nahm sie bei der Hand. Er spührte wie kalt sie war und obwohl sie ihre schönen Haare nicht mehr trug sondern bloß noch ein Kopftuch dass er ihr schenkte, sah sie so wunderschön aus. Sie bestiegen die Terrasse des Häuschens. "John was ist das?" fragte Josephine und betrachtete mit glitzernden Augen dass was sie sah. Die Sonne ging bereits unter und John fand sie im Licht der untergehenden Sonne noch schöner. "Das mein Liebling, hab ich für dich gebaut. Weißt du, deswegen war ich die letzten Monate auch so beschäftigt". Josephine strich mit einer Hand über das Holz woraus das Häuschen gebaut war. Sie sah John in die Augen. "Das ist so wunderschön", er sah dass sie Tränen in den Augen hatte. "Ich danke dir mein Herz!" sie fiel ihm um den  Hals und gab ihm einen Kuss. Gemeinsam genossen sie den Rest des Sonnenuntergangs und Josephine bekam noch einige Wochen des Sommers Freigang, vorausgesetzt sie kam jeden 2. Tag zur Untersuchung ins Krankenhaus. Noch ganze 6 Wochen konnte John mit ihr in dem Häuschen genießen, dann musste sie wieder ins Krankenhaus, da sich ihr Zustand verschlechtert hatte. John saß jeden Tag an ihrem Krankenbett und hielt ihre Hand. An einem Dienstag war er nicht da, weil er wusste dass Josephine's Eltern mit ihrer Tochter mal allein sein wollten, so kam er Mittwoch wieder. Er fuhr diesmal mit dem Fahrstuhl hoch weil er es nicht erwarten konnte sie wieder zu sehen. Mit einem Strauß Rosen in der Hand lief er den Flur entlang und klopfte an Zimmer 140. Eine alte Stimme rief "Herein". John öffnete die Tür, was er sah war die alte Mitbewohnerin von Josephine und ein leeres Bett. Ein frisch gemachtes Bett mit Plastikschutz drüber. Er sah die Frau verwirrt an. Er ließ die Rosen fallen und rannte über den Flur, auf der Suche nach Dr. Shannon. Er fand ihn, er sprach gerade mit einer Schwester. "Dr. Shannon", schrie John. Dr. Shannon blickte auf. "John..!", er sah ihn an. In Dr. Shannons Blick ein gewaltiger Schmerz der Trauer. "John es tut mir ja so leid." Letzte Nacht starb Josephine, ihr Körper hielt dem Hirntumor nicht mehr stand. Mit ihr starb auch John's Seele. Seit diesem Tag kehrt John fast täglich an das Häuschen am Meer zurück und steht auf der Veranda wo sie immer zusammen den Sonnenuntergang betrachteten. "Unsere Liebe ist wie der Wind, Josephine, man kann sie nicht sehen aber sie ist immer um uns herum".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen